
Einhänger weisen den Weg - leider
sind sie oft gestohlen
Weser-Harz-Heide - eine
Radreise der Extreme
Genießertour
mit strapaziöser Bergetappe
Der über 400 km lange, erst 2005 eröffnete
Weser-Harz-Heide-Radweg beginnt in Hannoversch Münden und verläuft im östlichen
Teil Niedersachsens vielfach auf gut befahrbaren Wegen oder verkehrsarmen
Straßen zunächst ostwärts über Göttingen nach Duderstadt und von dort
stetig nordwärts. Zahlreiche sehenswerte Orte und UNESCO- Kulturerbe-Stätten
liegen am Wege.
Tourcharakter
Im Harz hat der Radler einige längere Steigungen zu bewältigen, weshalb
sich diese Tour besonders für E-Biker eignet. Ab Gifhorn führt der Weg
durch die Heide über Uelzen bis nach Lüneburg. In Bokel
teilt sich der Weser-Harz-Heide-Radweg. Die Hauptroute führt über Bad
Bodenteich und Suhlendorf mit seinem sehenswerten Freilichtmuseum nach
Uelzen und über Bad Bevensen mit seinem Heidekloster nach Lüneburg. Eine
60 Kilometer lange Alternative führt westlich der Hauptroute über Hösseringen
(Museumsdorf) und trifft kurz vor dem Endziel Lüneburg wieder auf die
Hauptroute.
Zur Spargelzeit empfiehlt sich die Einkehr in ein Restaurant, denn die Route folgt zwischen Braunschweig und Uelzen auch der
Niedersächsischen
Spargelstraße.
Von
der Weser in den Harz
Da
der Startpunkt des Weser-Harz-Heide-Radweges sich am Bahnhof von Hann.
Münden, wie Hannoversch Münden wegen der kürzeren Form jetzt
offiziell heißt, befindet, stellt die Bahnanreise kein Problem dar.
Alternativ kann man sich natürlich auf dem Weserradweg dem reizvollen
Fachwerkstädtchen nähern und dort übernachten, um Welfenschloss,
Tilly-Schanze und Eisenbart-Haus sowie den Weserstein am Zusammenfluss von
Fulda und Werra intensiver zu betrachten.
Oberste
Pflicht ist natürlich der Besuch des Wesersteins. Er steht auf
einer Insel, dem Tanzwerder. "Der »Tanzwerder« ist eine
Halbinsel zwischen Werra und Fulda, die heute als Parkplatz und
Veranstaltungsgelände dient. Gesäumt von Bäumen und Grünflächen,
lädt sie zum Spazieren und Verweilen ein und ist Anlegestelle für
Schiffsrundfahrten.“ Quelle und
mehr
Ausgeschlafen
kann man nach der Übernachtung am nächsten Morgen ausgeruht gen Gimte
losradeln, wo der Radweg die Weser gleich bei der Kirche verlässt. Mehr
über Hann. Münden
Nach
Duderstadt (87 km)
Die
hügelige Landschaft des Naturparks Münden fordert schon manch einen
kräftigen Tritt in die Pedale. Entlang der Schede radeln wir oberhalb der
Bahnstrecke über Volkmarshausen nach Scheden.
Ein fehlendes Schild „links ab“ bringt uns (noch) nicht vom Kurs ab,
da wir das Navi mitlaufen lassen, was sich gerade auf dieser ersten Etappe
empfiehlt. Hier kommen wir manches Mal ins Grübeln, weil Schilder
verdreht, ungeschickt angebracht und daher leicht zu übersehen oder gar
gestohlen sind.
Bei
Wellersen folgen wir dem Schild nach Varlosen
und fahren in einem großen Bogen über Imbsen
nach Dransfeld,
wobei wir nachzuvollziehen versuchen, warum die Strecke gerade hier
entlang geführt ist. Teilweise Schotterwege ... In Dransfeld zeigen an
der Einmündung zur B 3 zwei Schilder nach Göttingen, aber keines ist mit
dem von weitem sowieso kaum erkennbaren Logo des Weser-Harz-Heide-Radwegs
ausgestattet.
Schwere
Wegfindung bei Dransfeld
Leider
bestehen bisweilen Diskrepanzen zwischen dem offiziellen GPS-Track und
unserem schon etwas veralteten Bikeline-Radwanderführer von 2007, der
2013 allerdings neu aufgelegt wurde. Besonders im Raum Dransfeld-Göttingen
war die Beschilderung verbesserungswürdig, wie uns in Duderstadt andere
Radler bestätigten, die ebenfalls ab der B 3 hinter Dransfeld eine
Ehrenrunde über Ossenfeld gedreht hatten, weil der Weg kaum
sichtbar rechts der Straße in den Wald hineinführt, die Beschilderung
aber links der B 3 steht. Ausgerechnet der Wegweiser nach Göttingen
versteckt sich sehr hoch hinter einem dicken Laternenmast.
Nachdem
wir wieder zurück an diesem neuralgischen Punkt bei Varmissen
sind, rollen wir ganz passabel in einem großen Bogen auf einer alten
Bahntrasse, die auch der Pilgerweg Loccum-Volkenroda nutzt, gen Göttingen.
In Groß-Ellershausen ist eine Abkürzung durch den Ort möglich. Wer Göttingen
schon kennt, kann auch bei Settmarshausen der Beschilderung nach Rosdorf
folgen und eine Menge Kilometer sparen. Aber die quirlige Universitätsstadt
ist immer einen Besuch wert, weshalb wir der Bahntrasse folgten und uns
beim Gänselieselbrunnen, wo gerade ein Markt stattfand, gut für die
weitere Strecke stärkten.
Göttingen
ist die fünftgrößte Stadt Niedersachsens, hat seit 1965 mehr als
100.000 Einwohner und ist damit eine Großstadt, die stark durch ihre
Bildungs- und Forschungseinrichtungen geprägt ist. Zur Geschichte lesen
wir bei Wikipedia u.a.: Geschützt wurde die Stadt zunächst durch Wälle,
spätestens Ende des 13. Jahrhunderts dann auch durch Mauern auf den Wällen.
Von dieser alten Stadtbefestigung ist heute nur in der Turmstraße der
Mauerturm sowie ein Teil der Mauer erhalten.
Und:
„Das Alte Rathaus ist im Kern gotisch. An der
Treppe des Rathauses befinden sich zwei steinerne, wappentragende Löwen,
die die Hauptakteure des Märchens „Die Traurigen Löwen von Göttingen“
von Stephen
Clackson sind. Auf dem davorgelegenen Marktplatz befindet sich der
berühmte Gänselieselbrunnen, das Wahrzeichen
der Stadt. Außerdem finden sich zahlreiche mitunter stark restaurierte Fachwerkhäuser
(13. bis 19. Jahrhundert) wie zum Beispiel die Ratsapotheke, die am 21.
März 1945 durch Bomben zerstörte und nach dem Zweiten Weltkrieg wieder
aufgebaute Junkernschänke (1547), das Bornemannsche Haus, das
Schrödersche Haus und das Lichtenberghaus, mit dem sich die Stadt
Göttingen im ZEIT-Wettbewerb
„365 Orte im Land der Ideen“ bewirbt. Die Innenstadt ist noch heute
fast vollständig umgeben vom im 18. Jahrhundert zu einem Spazierweg
umgebildeten Wall. mehr
Aus
Göttingen heraus finden wir den Weg nur intuitiv, da wir
zunächst keinen Radwegweiser der WHH-Route entdecken. Erst nach einigen
Kilometern auf dem Leine-Heide-Radweg
ist unsere Route wieder ausgeschildert, wenn auch mit Lücken. Nach 57
Tageskilometern erreichen wir - eher zufällig - den Wenderbachsee bei Niedernjesa. Über Reinhausen (mit
Verfahren) und Diemarden
schlagen wir uns nach Benniehausen durch. Von dort ist es nicht
mehr weit über das reizvoll in einer Senke gelegene Nesselröden
bis nach Duderstadt. Hier
herrscht Leben. Es sind Ferien und die Stadt ist voll. Wir haben Glück,
dass wir von der Touristen-Information im Historischen Rathaus im zentral
gelegenen Hotel Budapest noch eine erschwingliche Bleibe vermittelt
bekommen. Von dort lässt sich die knapp 21.000 Einwohner zählende Stadt
im Kreis Göttingen prima zu Fuß entdecken.
Duderstadt: St. Cyriakus und
Mariensäule
Das
mittelalterliche Stadtbild wird geprägt von rund 600 Bürgerhäusern
verschiedener Stilepochen – überwiegend Fachwerkhäusern –
den beiden großen Stadtkirchen St.
Cyriakus und St.
Servatius mit ihren mächtigen Türmen, dem Westerturm
mit seiner prägnant gedrehten Spitze, der restaurierten Stadtmauer sowie
dem Rathaus,
einem der ältesten Deutschlands. Quelle und mehr: Wikipedia
Nach
Clausthal-Zellerfeld (77 km)
Von
Duderstadt aus steigt der straßenbegleitende asphaltierte Radweg die
ersten 4 km bis zum Gasthaus Rote Warte merklich an. Anschließend rollen
wir mit angezeigten 7 Prozent Gefälle hinunter nach Fuhrbach, wo man im Dorfladen seinen Proviantvorrat ergänzen kann.
Hinter Brochthausen stoßen wir auf den Deutsch-Deutschen
Radweg., der in den Iron
Curtain Trail zwischen Lappland und dem Schwarzen Meer integriert
wurde.
Bei
Hilkerode folgen wir dem
Wegweiser nach Rhumspringe, der
bei einer Wegegabelung in den rechten Weg weist. Der linke Weg, der einer
alten Bahntrasse folgt, wäre jedoch der richtige gewesen. Da wir unseren
Irrtum dank Kompass schnell bemerken, erreichen wir nach rund 20 km Rhumspringe und bald darauf die Rhumequelle, eine der größten Karstquellen Europas. Ein Schild
sagt uns, dass diese Quelle soviel Wasser liefert, dass sich jeder
Deutsche einen Eimer Wasser pro Tag daraus abfüllen könnte. Das Wasser
stammt aus unterirdischen Quellen des Harzes. Quelle: Wikipedia
Vor
Rhumspringe fallen
zwei mächtige Schornsteine rechts des Weges ins Auge. Sie gehören zu
einem ehemaligen Kraftwerk der Schickert-Werke. Um das Werk Rhumspringe
unabhängig von der Stromversorgung von außen zu machen, wurde ein
eigenes Kraftwerk gebaut. Es ging nach dem Krieg im Frühjahr 1949 in
Betrieb und wurde 20 Jahre lang betrieben. Quelle
und mehr
Ein
anderes Unternehmen in Rhumspringe war die Harzer
Papierfabrik, die sich flussabwärts
der Rhumequelle befand. An diesem Standort wurde seit Generationen Papier
hergestellt.
Kurz
hinter der Rhumequelle unterqueren wir die Bahntrasse und erklimmen diese
erneut. Bis kurz vor Herzberg
am Harz rollt es sich bequem weiter. Dort stärken wir uns beim
Café neben Rathaus und Spritzenhaus bei Kaffee und Kuchen. Hinter
Herzberg mit dem mächtigen, alles überragende Welfenschloss radeln wir
parallel zur B 243 und treffen auf den durch eine auf dem Besen reitende
Hexe symbolisierten Harzrundweg. Nach etwa 10 km erreichen wir die hübsche
Fachwerkstadt Osterode
am Harz (a. H.) mit ihrer stattlichen Marktkirche.
Danach geht es
weiter neben der B 498 und neben dem Flüsschen Söse,
schließlich noch etwa 2 km bergauf bis zur Staumauer der Sösetalsperre.
6 km folgen wir diesem Harzer Trinkwasserspeicher, an dessen Ufer sich
etwa in der Mitte eine einladende Gastronomie befindet, wo wir uns noch
einmal stärken. Denn nun liegt der anstrengendste Teil des
Weser-Harz-Heide-Radwegs vor uns: der in Riefensbeek-Kamschlacken,
einem Stadtteil von Osterode, beginnende
rund 8 km lange, weitgehend gut befahrbare und nur manchmal etwas holprige
Aufstieg. Den höchsten Punkt markiert bei der Brücke ein Pfahl mit
vielen Wanderwegweisern.
Riefensbeek-Kamschlacken ist der kleinste
staatlich anerkannte Erholungsort im Harz.
Er liegt an der Söse oberhalb der Sösetalsperre
und an der Bundesstraße 498. Haupteinnahmequelle der Bewohner ist der
Fremdenverkehr, begünstigt durch die ruhige Lage und eine landschaftlich
schöne Umgebung. Von hier aus führt auch der kürzeste Weg zur
Hanskühnenburg (2,5 km). Der Harzer Försterstieg endet im Ort.
Quelle und mehr: Wikipedia
Tipp:
Weniger Geübte können diese Steigung auf dem Harzrundweg umfahren. Den
Wegweiser ziert eine auf einem Besen reitende Hexe.
Harzer Bergwerksmuseum in Zellerfeld
Wer
nun denkt, es sei geschafft, irrt. Denn auf dem Weg nach Clausthal-Zellerfeld geht es weiter im Wald bergan. Altenau
liegt rechts des Weges und wir passieren den Wintersportort, ohne es zu
merken. Ein Hinweisschild dorthin haben wir nicht bemerkt. Den Ortsteil
Clausthal erreichen wir auf einer ehemaligen Bahntrasse an einem nördlich
des Ortsteils gelegenen See, von wo aus der Weg nordwärts hinein nach
Zellerfeld schwenkt, den anderen Teil der Doppelstadt. Dort befindet sich
gleich neben dem Oberharzer
Bergwerksmuseum die Touristeninformation. Die nette Dame gibt sich große
Mühe, uns trotz Vollbelegung des Ortes (Niedersachsen hat gerade Ferien
bekommen) noch ein Quartier zu beschaffen. Glück gehabt: Gleich gegenüber
ist noch ein Appartement frei.
Bis 17 Uhr schaffen wir noch einen
Kurzbesuch des Bergwerksmuseums. Eine Einfahrt ins Schaubergwerk ist
allerdings nicht mehr drin. Anschließend gönnen wir uns eine fangfrische
Harzer Forelle und einen abschließenden Rundgang durch die harztypischen,
von Holzhäusern flankierten Straßen.
Die Berg- und Universitätsstadt hat
knapp 16.000 Einwohner und befindet sich im Oberharz
auf einer Höhe zwischen 390 und 821 m über Normalnull. Am 1. Juli
1972 wurde die Gemeinde Buntenbock eingegliedert. Zum 1. Januar 2015
wurden Altenau, Schulenberg im Oberharz und Wildemann Ortsteile der Stadt.
Quelle und
mehr
Sehenswert in Clausthal ist vor
allem die Marktkirche zum Heiligen Geist. Sie wurde mitten im
Dreißigjährigen Krieg aus Eichen- und Fichtenholz errichtet und das Dach
mit Blei gedeckt. 1642 wurde sie zu Pfingsten geweiht. Die Marktkirche
gilt als größte erhaltene Holzkirche Europas. Eine sehr aufwändige
Sanierung wurde 2011 abgeschlossen. Foto:
Frank Bothe
Auf der Radtour haben wir häufig
schnurgerade Wassergräben gesehen. Sie gehören zum Oberharzer
Wasserregal mit den Oberharzer Teichen, welches im Sommer 2010 zum
Weltkulturerbe erklärt wurde.
Kurz vor Goslar
Nach
Braunschweig (99 km)
In
Zellerfeld starten wir bei leichtem Regen Richtung Wildemann, ebenfalls ein schmuckes Harzer Bergdorf, das wir nach 7
km erreichen. Nun geht die Fahrt entlang von Grumbach Innerste wieder
durch Wald und meistens bergab. Wir passieren Lautenthal
und entdecken wieder auf die Beschilderung des Harzrundwegs mit der
reitenden Hexe. Hinter dem Innerstestausee
treffen wir in Astfeld auf den Europaradweg
R 1 (in Deutschland als D-Route 3 ausgeschildert). Die
Beschilderung des Weser-Harz-Heideradwegs ist hier allerdings dürftig.
Scheint ein lokales Problem der Gegend um Langelsheim
zu sein, denn auch bei unserer Tour auf dem R 1 haben wir hier Probleme
mit der Wegfindung gehabt.
Goslar: Breites Tor
Der
Weg nach Goslar hinein ist dann wieder gut beschildert. Da die
Stadt uns von mehreren Radtouren gut bekannt ist, bleibt der Aufenthalt
diesmal kurz, zumal wir wegen einer gebrochenen Sattelfeder noch einen
Fahrradhändler aufsuchen müssen. Den Weg dorthin weist die
Zielnavigation unseres Navis.
Goslar,
die 1.000-jährige Kaiser- und UNESCO-Welterbestadt, verdankt ihren
Reichtum dem Silberbergbau. Die Anlagen am Rammelsberg wirken
über Tage wie unter Tage so, als wären die Bergleute nur mal zur Pause
gegangen, um Ihnen den Berg zu überlassen. Die eindrucksvoll erhaltene
Altstadt mit Fachwerk vieler Jahrhunderte zeugt von der einstigen
Bedeutung, in der Salier- und Stauferkaiser europäische Geschichte
schrieben. Quelle
Buchtipp:
Welterbestätten in Deutschland - Goslar
Mehr
über Goslar siehe Eurporadweg
R 1 und Harzrundweg
Links ab nach
Klein Mahner, nicht zum Baum hinauf!
Raus
aus dem Harz
Auf
dem Weg nach Norden wird das Land flacher. Vor Jerstedt
ist der Weg auf etwa 1 km Länge frisch und grob geschottert, so dass wir
Angst um unsere Reifen haben. Ein Unding für einen so prominenten
Fernradweg. Das gilt auch für einen fehlenden Linksabbiegehinweis kurz
vor Klein Mahner, worauf schon mein veralteter Bikeline von 2007
hinweist. Bis heute (Juni 2016) ist es nicht gelungen, hier ein Schild
aufzustellen, so dass viele Radler auf dem (noch) asphaltierten Weg hinauf
in Richtung eines markanten Baumes fahren dürften, ehe sie ihren Irrtum
bemerken (siehe Foto!).
Klein
Mahner liegt in einer Senke. Eine Brücke wird gerade erneuert, so dass
wir eine Umleitung suchen müssen. Da es anscheinend keine gibt, fragen
wir Einheimische, wie wir wieder auf unsere Route gelangen. Umleitungen
für Radler gibt es selten; und wenn, dann sind sie oft gar nicht
nötig und/oder werden sogar an Wochenenden stehen gelassen, wenn die
Baustelle problemlos passierbar wäre. Sind ja nur Radler ...
Kloster Dorstadt
Wir
finden unseren Track wieder und radeln nun über Werlaburgdorf, Börßum, Dorstadt
mit seinem Kloster und Ohrum nach Wolfenbüttel.
Unterwegs sehen wir, kurz vor Halchter,
eine weiße Holländerwindmühle und das Schild zur Niedersächsischen Mühlenstraße.
Die Ausschilderung des WHH-Radweges ist jetzt sehr gut. Nur gegen
verdrehte Schilder gibt es anscheinend kaum ein Mittel. Außer man
befestigt Pfahl und Schild Wandalismus-sicher.
Wolfenbüttel,
die rund 52.000 Einwohner zählende Kreisstadt, ist als Bischofsstadt Sitz
der Kirchenregierung für die Evangelisch-Lutherische Landeskirche in
Braunschweig. Die ehemalige Residenzstadt und Festung der Herzöge von
Braunschweig und Lüneburg (1432–1753) lohnt einen längeren Aufenthalt:
Das Schloss, das Fachwerkviertel "Klein Venedig", das
"Jägermeister-Stammhaus", der malerische Marktplatz und der
schöne Stadtpark sowie das Lessing-Haus bleiben im Gedächtnis haften.
Wolfenbüttel hat eine lange militärische Tradition als Garnisonsstadt,
die sich in teilweise erhaltenen Verteidigungsanlagen im Stadtgebiet
widerspiegelt. Sie gilt als eine der ältesten und beständigsten
Garnisonen im norddeutschen Raum.
In
Wolfenbüttel hat sich infolge der vergleichsweise geringen Kriegsschäden
ein nahezu geschlossenes historisches Stadtbild erhalten. Quelle und mehr: Wikipedia
Herzog-August-Bibliothek
Der
Regen hat aufgehört, so dass wir in der Wolfenbütteler Altstadt „draußen“
eine Pause einlegen. Viele Fußballfans bereiten sich schon
flüssigkeitsmäßig auf das denkwürdige EM-Spiel Deutschland gegen
Italien (6:5 nach Elfmeterschießen) vor. Wolfenbüttel kennen wir schon,
weshalb wir dieses Mal keinen der wirklich empfehlenswerten
Stadtrundgänge gebucht haben. Wer noch nicht in dieser Stadt zu Gast war,
sollte unbedingt hier übernachten und die schönen Fachwerkstraßen und
Sehenswürdigkeiten erkunden. Lessinghaus, Schloss und Klein Venedig an
der Oker sowie die Herzog-August-Bibliothek mit dem bedeutenden Evangeliar
von Heinrich dem Löwen sind dabei ein Muss.
Nur
noch rund 16 gut ausgeschilderte Kilometer sind es von hier bis Braunschweig.
Die mit rund 250.000 Einwohnern zweitgrößte Stadt Niedersachsens
erreichen wir auf erstklassigen Wegen großenteils entlang des Harzflusses
Oker, dem wir schon in Goslar begegnet sind und der bei Müden in die
Aller mündet. Kurz vor dem Stadtzentrum, gleich hinter dem Südsee,
erblicken wir rechts des Radweges das weiße, spätbarocke Schloss
Richmond (1768/69). Wir unterqueren die Eisenbahngleise der Strecke
Magdeburg-Hannover und erreichen bald das Stadtzentrum, wo wir in der
ruhigen Kuhstraße ein erstklassiges Quartier gefunden haben.
Von
dort lässt sich die Altstadt rund um den Dom St. Blasius gut zu Fuß
entdecken. Markant sind die bunten Gehry-Häuser und das zum Mittelpunkt
eines 2007 eingeweihten Einkaufszentrums umgestaltete Residenz-Schloss.
Das ursprüngliche Schloss war in den 1960er Jahren abgerissen und später
mit originalgetreuer Fassade wieder aufgebaut worden.
Die ältesten Funde
im Braunschweiger
Land, die inzwischen weltberühmten Schöninger
Speere, haben ein Alter von bis zu 270.000 Jahren. Aber auch im
Stadtgebiet selbst, insbesondere in der Umgebung des heutigen Stadtteils
Wenden, wurden Funde aus der Jungsteinzeit, der Bronze- und der Eisenzeit
gemacht, die auf eine sehr frühe erste Besiedlung hindeuten.
Durch die
weitgehende Zerstörung der Braunschweiger Innenstadt durch zahlreiche
Luftangriffe während des Zweiten Weltkrieges, insbesondere den
Luftangriff vom 15. Oktober 1944, sind in der ehemals größten
Fachwerkstadt Deutschlands nur noch wenige alte Gebäude und Straßenzüge
in ihrer ursprünglichen Form erhalten geblieben. Vor allem seit den
1990er Jahren gibt es verstärkte Bestrebungen, stadtgeschichtlich
wichtige Gebäude wieder aufzubauen. Geschehen ist dies beispielsweise mit
der Alten
Waage und – mit Einschränkungen – dem Braunschweiger
Schloss, das zwischen 2005 und 2007 rekonstruiert wurde. Es enthält
jedoch zu großen Teilen ein Einkaufszentrum, das sich in einem modernen
Anbau fortsetzt. Auf dem Schloss ist die größte Quadriga Europas
platziert. Gelenkt wird die Braunschweiger
Quadriga von Brunonia, der Symbolgöttin des Braunschweiger Landes.
Quelle und mehr: Wikipedia
Nach
Gifhorn (38 km)
Am
nächsten Morgen, dem Sonntag nach dem Sieg der Fußballer gegen Italien,
verlassen wir die noch schläfrige Stadt. Nach Unterquerung der Autobahn A
2 erreichen wir die Spargelgegend zwischen Abbesbüttel,
Meine und Gifhorn. Hier verläuft auch der Spargelradweg, dem der Weser-Harz-Heide-Radweg bis Lüneburg auf großen
Abschnitten folgt. Die Spargelzeit ist allerdings Anfang Juli schon
vorbei, und das edle Stangengemüse darf jetzt in die Höhe wachsen, wie
es ihm beliebt, ohne von scharfen Spargelmessern behelligt zu werden.
Die
Wege werden nun „naturnah“: Wiesenpfade, Sandwege mit gut befahrbaren
Fahrradstreifen daneben und viele an diesem Tag verkehrsarme kleine
Straßen führen uns über Isenbüttel
mit seinem modernen, aber sehr geschmackvoll gestalteten Rathaus zum Tankumsee.
Das Gebiet zählt zu den beliebtesten Ausflugszielen der Region. Auch die
Innenstadt von Gifhorn mit
dem Renaissanceschloss der Welfenherzöge samt Schlosskapelle,
eines der ersten deutschen protestantischen Sakralbauten, Ssowie
natürlich das Internationale Wind-
und Wassermühlen-Museum mit 16 originalgetreu nachgebauten Mühlen im
Freigelände und rund 50 Modellen in der Ausstellungshalle sollte man
unbedingt besuchen.
Im
Mündungswinkel von Aller und Ise liegt die „Mühlenstadt“ Gifhorn .
Die Schlosskapelle ist einer der ersten deutschen protestantischen
Sakralbauten.
Am Heiligen Hain
Nach
Lüneburg (122 km)
Hinter
Gifhorn wird es einsam. Zunächst führt die Route durch den Staatsforst
Fallersleben nach Käsdorf,
anschließend fast schnurgerade nach Wahrenholz. Asphaltpisten werden nun
seltener. Auch der Lüneburger
Heideradweg verläuft streckenweise auf dieser Trasse. Er ist seit
Alters her mit vieleckigen Betonwegweisern beschildert, die zum Teil mal
einen neuen Anstrich vertragen könnten. In Wahrenholz
lohnt ein Besuch der Wassermühle von 1425, wo sich die Besucher über das
Handwerk des Müllers informieren können. Im Biergarten des Landhotels
Meyer kann man sich gut für die nächsten Kilometer stärken. Weiter geht
es dann über Betzhorn (ein
Abstecher zum Heiligen Hain mit einem heidetypischen Schafstall lohnt
sich) nach Schönewörde und über Oerrel
mit dem Jagdmuseum Wulff (große
Jagdtrophäensammlung und Freigehege) nach Hankensbüttel.
Das Kloster Isenhagen und das Otterzentrum sind hier die
Touristenmagneten. Kurz vorher lockt die Rentelmannsche
Mühle, eine der ältesten noch funktionsfähigen Wassermühlen
Niedersachsens.
Nun
führt uns die Route auf stillen Wegen nach Bokel,
wo man sich entscheiden muss: entweder für die Hauptroute oder die Alternativroute
nach Deutsch Evern. An letzterer liegt das Freilichtmuseum Hösseringen
mit seinem sehenswerten Museumsdorf. Von dort ist der Bahnhof Suderburg
an der Strecke Hannover-Lüneburg gut zu erreichen. Oder man radelt weiter
durch die Heide über Dreiligen nach Ebstorf und über Barnstedt nach
Deutsch Evern.
Die
Hauptroute, für die wir uns
entscheiden, führt in einem Bogen ostwärts nach Bad Bodenteich mit Burg, Burgmuseum und Seeparkanlage. Über Wieren
radeln wir nun entlang des Kanals nordwärts zur Schleuse
Uelzen, einer der größten Kanalschleusen am Elbeseitenkanal
(ESK). Neben dem Schiffshebewerk Lüneburg bei Scharnebeck ist die
Schleusengruppe Uelzen bei Esterholz ein weiteres imposantes
Abstiegsbauwerk am ESK. Sie besteht aus der Schleuse Uelzen I und der am
8.12.2006 eingeweihten Schleuse Uelzen II, der größten Sparschleuse der
Welt. Die Schleusen bewältigen eine Hubhöhe von 23 m und zählen damit
zu den höchsten Binnenschifffahrtsschleusen Deutschlands. Quelle
und mehr
Von
der Schleuse rollen wir über Niendorf II nach Uelzen, das vor allem durch
seinen Hundertwasserbahnhof bekannt geworden ist. Der Künstler selbst hat
das zur Expo 2000 fertiggestellte Bauwerk allerdings nie gesehen. Heute
zählt der Hundertwasser-Bahnhof zu den zehn schönsten Bahnhöfen der
Welt. Jährlich besuchen Tausende Menschen aus aller Welt den kunterbunten
Bahnhof und erfreuen sich an goldenen Kugeln, farbenfrohen Mosaiken,
vielen bunten Säulen und tanzenden Fenstern. Quelle
und mehr
Durch
das Naturschutzgebiet Jastorfer See und die Klein Bünstorfer Heide
gelangen wir nach Bad
Bevensen, wo
das aufwendig restaurierte Thermalbad wartet. Wir
durchqueren die lebendige kleine Stadt direkt am ESK, die seit 1975 als
Heilbad anerkannt ist. Im Ortsteil Medingen wurde bereits 1336,
als Bevensen noch ein kleiner Marktflecken an der Ilmenau war, ein Zisterzienser-Frauenkloster
angesiedelt.
Rathaus Lüneburg
Auch
für das Heidekloster in Medingen sollte man etwas Zeit einplanen. Durch
idyllische Heideorte wie Bienenbüttel und Wichmannsburg mit der kleinen
Feldsteinkirche und spätgotischem Schnitzaltar führt der Weg bis ans
Ziel – in die Salzstadt Lüneburg.
Am Bahnhof endet unsere mehr als 400 km lange Radtour durch ein schönes
Stück Niedersachsen.
Auf dem letzten
Teilstück treffen wir übrigens auch auf den Ilmenauradweg,
der u.a. über Hösseringen und Uelzen sowie Bad Bevensen
und Bad Bodenteich führt.
Trailer
zur Fotoschau bei YouTube
Links zum Weiterlesen
Spargelradweg
Hankensbüttel-Gifhorn
Von
Uelzen über Wittingen nach Hankensbüttel
Ilmenau-Radweg:
über Lüneburg nach Hösseringen
Uelzen-Bad
Bevensen-Lüneburg
Göttingen:
Leine-Heide-Radweg
Harzrandweg
Weserradweg
Etappen/Entfernungen
(ca.)
Duderstadt 77 km, Osterode 116 km,
Clausthal-Zellerfeld 148 km, Goslar 178 km, Wolfenbüttel 221 km, Gifhorn
272 km, Hankensbüttel 312 km, Lüneburg 400 km
Radwanderführer
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