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Autor: Dieter Hurcks Copyright
10/2009 Auf den
Spuren der DDR-Zeit
in Berlin |
Einträge
für Zimmervermieter |
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Mauerradweg (2)
Frohgemut radeln wir auf der Waßmannsdorfer Chaussee südwärts. Beim Dörferblick, einem zur Aussichtsplattform nach Schönefeld umfunktionierten 86 Meter hohen Müllberg, der zwischen 1958 und 1971 dort aufgetürmt wurde, steht die erste Bergprüfung auf dem Programm. Von hier schauten die West-Berliner zu Mauerzeiten weit hinein ins Brandenburgische - natürlich geht das heute ebenfalls, und auch wir verfolgen einige startende Jets auf dem Flughafen Schönefeld.
Im Internet finden
wir einen bedauernden Kommentar zu dieser Stelle Berlins: „Früher
konnte man auf dem amerikanischen Zollweg immer die Mauer entlang bis zur
Gropiussstadt laufen oder radeln, aber nach der Wende wurde alles
Privatbesitz, und nun haben Pferdehöfe den Mauerstreifen erobert. Von
Brandenburg aus erreicht man den Hügel nur noch über einen schmalen
Pfad.“ (www.schockwellenreiter.de/reisen/doerferblick.html). Genau das wussten
wir nicht und versuchten, auf dem Kolonnenweg weiter zu kommen.
Querfeldein mussten wir schieben, um dann doch weit vom Schuss in einer
Siedlung bei Großziethen zu stranden. Dörferblick
Danach wird der Weg
richtig beschwerlich. Wieder aufgeweichter Rasen als Untergrund, holprig
und kräftezehrend zu befahren. An der Nahtstelle von Buckower Damm
(Buckow/West) und Karl-Marx-Allee (Großziethen/Ost) versteckt sich der
Mauerradweg schamvoll hinter Werbetafeln. Grund hat er, denn hier muss der
Radler höllisch aufpassen, nicht in die frisch gepflügte vorletzte
Furche zu fallen - die letzte Furche hat der Landwirt gottseidank
ausgelassen. So erreichen wir die auf der Karte angekündigten Findlinge
und biegen nach Süden ab. An Lichtenrade vorbei holpern und schlingern
unsere schwer beladenen Räder bis zum Kirchhainer Damm/Gerickestraße. Am
Roten Dudel vorbei erreichen wir die Paplitzer Straße. Federung
empfehlenswert Nun wird die Gegend
immer ländlicher. Hochhäuser rechts, riesige Ackerflächen links des
Weges. Aus dem einst kahlen Mauerstreifen ist ein schmuckes Birkenwäldchen
geworden. Der Weg ist nun
asphaltiert und wir rollen zwischen den skatenden, radelnden, joggenden
oder einfach nur gemächlich bummelnden Berlinern bei strahlendem
Sonnenschein weiter nordwärts. Die vielen Hunde
werden zum Problem. Mancher Vierbeiner springt, erschreckt angesichts
unserer beladenen Fahrradungetüme, direkt in die Spur. Beinahe-Auffahrunfälle
sind die Folge. Rechts zieht Marienfelde vorbei, bald ist Lichterfelde zu
sehen. Rechts am Weg weist der Radwanderführer eine „Geisterstadt“
aus - für uns bleibt sie unsichtbar. Dafür lässt die
Kirschenallee erahnen, wie es hier bald blühen wird. Japaner haben vor
lauter Freude über den Mauerfall Kirschbäume gestiftet, die aus dem
Todesstreifen einen Obstbaumhain gemacht haben. Noch (März 2003) trennt
die neu gebaute Eisenbahnstrecke der Anhalter Bahn, die über eine
Behelfsbrücke überquert werden kann, die beiden Teile. Aber eine von
einer Bürgerinitiative (sic!) durchgesetzte Unterführung ist bereits im
Bau. Bald erreichen wir
den nun schon guten alten Bekannten, den Teltowkanal. Wir folgen ihm bis
zur Knesebeckbrücke Teltower Damm/Zehlendorfer Straße. Der
Anstieg kurz davor rührt von einer ehemaligen Brücke über den Kanal im
Zuge der Wupperstraße, die im 2. Weltkrieg zerstört und nicht wieder
aufgebaut wurde. In Teltow kehren wir
„Bei Berndardt“ ein, wo es auch kleinere Portionen für Radler gibt
(z.B. ein paar Wiener mit Bratkartoffeln). Zurück zur Knesebeckbrücke und auf der Nordseite (= ehemals Berlin West) am Kanal entlang bis zur Sachtlebenstraße. An Kleinmachnow vorbei, wo wir in der Berlepschstraße an einem Mahnkreuz für den 1966 erschossenen 17jährigen Karl-Heinz Kube innehalten, führt der Weg nun, leidlich befahrbar, auf der Trasse der ehemaligen Stammbahn etwa 2 km schnurgerade entlang des Mauerstreifens bis zur Autobahn 115 und dem ehemaligen Kontrollpunkt Dreilinden - heute Raststätte. Die Stammbahn - sie
verbindet Zehlendorf, Kleinmachnow, Stahnsdorf und Teltow mit Berlin
einerseits und mit der Landeshauptstadt Potsdam anderseits - soll übrigens
reaktiviert werden, wofür sich eine Bürgerinitiative ebenso einsetzt wie
die Berliner Grünen. Schlotter-Schotter Unter den S-Bahn-
bzw. Fernbahngleisen hindurch gelangen wir zum Griebnitzsee, wo noch ein
bunt bemaltes Element der Hinterlandmauer steht. Am See entlang mit seiner
stattlichen Uferbebauung radelt es sich erbaulich bis Babelsberg. Durch den
Babelsberger Park fahren wir nach Potsdam, erreichen über eine nagelneue
Brücke schnell den Bahnhof, überqueren uns rechts haltend die Lange Brücke,
passieren das Filmmuseum und biegen kurz danach, die Breite Straße überquerend,
auf den gut ausgeschilderten Radweg R 1 ein, der uns der untergehenden
Sonne entgehen bis zu unserem Quartier in Geltow geleitet. Die Preußischen Schlösser und Gärten in Potsdam zählen zum Welterbe der UNESCO. Buchtipp: Welterbestätten in Deutschland - Potsdam. Ein wenig abseits
vom Mauerradweg, aber in einer herrlichen Urlaubslandschaft fernab des Lärms
der Großstadt. In Geltow,
Ortsteil Wildpark West, beziehen wir unser Privatquartier und speisen nach
dem Duschen ganz ausgezeichnet in der Anglerklause. Dabei fällt der Blick
immer wieder auf die beleuchtete Kirche der Werder-Insel. Ein
stimmungsvoller Ausklang dieses schönen Tages. Übrigens soll die Garnisonskirche in Potsdam wieder aufgebaut werden. Die Diskussion läuft schon lange und war auch im Juli 2014 noch nicht beendet. Info zum Wiederaufbau und mehr zur Geschichte dieser Kirche. Inzwischen ist der Mauerradweg
ausgeschildert und
Radwanderführer Berliner Mauer
Teil 1: Vom Ostbahnhof nach Rudow
Teil
3: Von Geltow nach Hohen Neuendorf |
Auf dem ehemaligen Kolonnenweg. Gedenkkreuze
erinnern an die Todesschüsse an der Mauer. Autobahnraststätte
Dreilinden, früher gefürchteter Grenzkontrollpunkt der DDR.
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