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Test E-Bike/Pedelec: Flyer T8 Premium

 (aktualisiert 29.01.2016 - die kritisierte Bedieneinheit wurde durch neues Modell ersetzt)

siehe Testbericht zum Flyer T9 Premium (Mai 2010)

 

Mit Motorhilfe leichter gegen den Wind und über die Berge. Rechts: Motor direkt am Tretlager.

Der Flyer-Praxistest offenbarte Stärken und Schwächen des Modells T8 Premium

Trotz E-Motor-Hilfe muss der
Radler bergauf kräftig treten

Keine Angst mehr vor Bergen oder Gegenwind. So suggeriert es die Werbung für Elektrofahrräder, auch E-Bikes oder Pedelecs genannt. Ist es wirklich so viel leichter, mit einem in der Regel mindestens sechs Kilo schwereren E-Bike zu fahren? Ein Praxistest über 250 km mit vielen Steigungen und bei teilweise erklecklichem Gegenwind sollte es zeigen.

Die steigungsreiche Tour führte mich von Springe an der Deisterpforte zunächst nach Hameln. Schon am Bahnhof lernte ich den ersten Vorzug dieser neuen Art des Radfahrens kennen: die Schiebehilfe. Da am Bahnhof in Springe mal wieder der Fahrstuhl ausgefallen war, musste ich das mit etwa 20 Kilo Gepäck beladene Rad die Treppe hinauf schieben, was ich ohne die Elektromotorunterstützung nie allein geschafft hätte. Ein Hebel unterhalb der rechten Bremse ist zu drücken, worauf der Motor kurz „anspringt“. Doch dann ging es auf „Strecke“.

Mit dem Flyer T8 Premium (siehe „Auf einen Blick“) waren die ersten Anstiege leicht zu bewältigen, anschließend führte der Weg vielfach bergab ins Wesertal. Aber schon auf dem Weserdeich bei Tündern half mir der Motor, den Kampf gegen den dort häufig hinderlichen Wind mit Bravour zu bewältigen, während andere Radler schon mit hochroten Köpfen der Verzweiflung nahe waren. Nach 27 Kilometern war das erste Fünftel des Energievorrats verbraucht.

Hinter Emmerthal stieg der Radweg dann gen Bad Pyrmont kontinuierlich an. Diese „Berge“ (für Holländer und andere Flachländer sind sie das), an denen ich bei früheren Touren schieben musste, bewältigte ich dank Elektromotor-Unterstützung und kräftigem Tritt in die Pedalen.

Das Flyer-E-Bike auf dem Bahnhof in Hannover. Mitte: Der ungünstig platzierte Schlüssel, gegen den die Packtasche schlägt.

Das Schalt-Prinzip

Es ist  also keineswegs so, dass der Radler sich nicht mehr anstrengen muss. Im Gegenteil. Der leise im Rhythmus der Trittfrequenz surrende Motor verleitet einen dazu, schneller als üblich zu fahren und einen zu großen Gang zu wählen, so dass der Kraftaufwand quasi gleich bleibt - man kommt lediglich schneller voran. Für Eilige und „Kilometerfresser“ natürlich schon ein großer Fortschritt.

Als Genussradler will ich aber die vorbeiziehende Landschaft genießen, im Vorbeigleiten interessante Gebäude betrachten und auch sonst viel von Land und Leuten aufnehmen. Und schließlich soll der Akku möglichst bis zum 125 km entfernten Ziel, nämlich Delbrück bei Paderborn, durchhalten. Denn die längste und stärkste Steigung am Teutoburger Wald bei Horn wartet ja noch auf mich.

Fazit nach der Eingewöhnungsphase: Es gehört also eine Menge Selbstdisziplin dazu, sich nicht selbst zu überfordern. Man muss sich manchmal zwingen, so zu fahren, dass möglichst wenig Energie verbraucht wird. Denn Überholen macht bekanntlich Spaß. Und wenn dann sogar Liegeradler staune, dass ein Radler mit viel Gepäck locker an ihnen vorbeizieht, dann schleicht sich so etwas wie Glücksgefühl ein.

Gegen den Wind

Gelegentlich führte der Radweg gegen den Südostwind (etwa Stärke 3), was natürlich den Einsatz des Motors erforderte. Es dauert ein wenig, ehe man sich das Prinzip der Steuerelektronik angeeignet an: Bei langsamem Treten, „denkt“ diese, man brauche Hilfe, und schaltet den Motor zu. Schaltet man dagegen einen Gang hinunter, um leichter zu treten, legt der Motor eine Pause ein. Er hilft also nur, sobald der Fahrer schwer zu treten hat. Das bedeutet im Prinzip: Will man Unterstützung, muss man langsamer treten oder einen Gang hinauf schalten. Nach einigen Kilometern klappt das problemlos.

Auf der Homepage der Firma BikeTec wird das Prinzip so erklärt: "Die Drehmomentsensorik (DMS) ist ein System, welches die Kraft des Fahrers misst. Es gibt eine mechanische DMS, welche nicht sehr empfindlich reagiert, sowie die hochempfindliche, elektromagnetische DMS.

Alle FLYER-Modelle sind mit dieser berührungslosen Drehmomentsensorik ausgestattet, welche jederzeit (realtime) die Kraft auf den Pedalen misst und entsprechend auf den Fahrer reagiert. Sie steuern das System sozusagen nicht mit dem Kopf, sondern mit den Füssen." Quelle: www.biketec.ch (unter FAQ finden sich auch Erläuterungen zu Akku, Antrieb u.a.)

Etwa alle 15 bis 25 km, abhängig von der Beanspruchung, erlischt ein Segment der fünfteiligen Energieanzeige. Bei beiden Touren hielt die Akkuunterstützung bei ökonomischer Fahrweise bis bzw. bei ständigem Gegenwind fast zum Ende der jeweils 125 km langen „Trips“, wie sie auf dem Tacho heißen. Es ist also gar nicht so schwer, den Energievorrat richtig einzuteilen. Der eigenen Kondition ist es egal, ob die „Körner“ in den Muskeln am Anfang oder erst am Ende der Reise eingespart werden.

Links: Der leer gefahrene Akku in der Ladestation, die ihn in etwa fünf Stunden voll auflädt; Mitte: Gewichtsabnahme - Ergebnis: 
2,4 kg; rechts; rote LEDs signalisieren den Ladezustand.

Das Flyer-Rad

Die Schweizer haben`s zwar nicht erfunden, aber perfektioniert. Das Flyer-Rad ist für das Fortkommen im bekanntlich ziemlich steigungsreichen Land der Eidgenossen gebaut. In einen stabilen Rahmen wurde als Mittelmotor direkt am Tretlager der 2,4 Kilo schwere Elektromotor montiert. Das ist gut für den Schwerpunkt des Fahrzeugs und ermöglicht auch ein problemloses Demontieren der Räder bei einer Reifenpanne. Auch ohne Motor fährt sich ein Flyer angenehm leicht.

Flyer gibt es in vielen verschiedenen Ausstattungen. Mein Testmodell hatte Trommelbremsen und eine Achtgangschaltung, was normalerweise völlig ausreicht. Auf Langtouren über 80 km empfiehlt sich allerdings nach meinen Erfahrungen eine Schaltung mit mehr Gängen, was natürlich den Gesamtpreis des schon in der Basisversion nicht ganz billigen Gefährts weiter hinauf treibt.

An die Shimano-Schaltung konnte ich mich nie gewöhnen. Hierzulande heißt es ja „Hinaufschalten“, wenn man einen größen Gang wählen möchte, und „Hinunterschalten“, wenn der Tritt schwerer wird – so ist es z. B. bei der Roloff-14-Gang-Nabe an meinem motorlosen Fahrrad (es gibt sie auch für das Flyer-Rad). Bei Shimano ist es genau umgekehrt, so dass ich mich ständig verschalte, wenn ich es nicht gang bewusst und konzentriert mache – in Fernost denkt man halt ein wenig anders.

Links: Lichtschalter (oben) und der große, selten benutzte Ein/Ausschalter (Power); Mitte: Der unten am Gerät versteckte, nicht gerade daumenfreundliche"Boost"-Schalter wird am häufigsten benutzt; rechts: großes Display mit Ladezustandsanzeige. Der Tacho zeigt Gesamt- und Tourkilometer, Durchschnitts- und Maximalgeschwindigkeit, aber nicht die Uhrzeit an.

Ergonomische Mängel

Als ergonomisch schlecht muss ich die 2009 getestete elektronische Kommandozentrale (Bild oben) bezeichnen. Das Display der Bedieneinheit ist zwar gut abzulesen, schaltet sich aber bisweilen von selbst ab – bei dem minimalen Stromverbrauch einer LED-Anzeige ein Unding. Fährt man los und übersieht dies, dann zählt der Tacho nicht weiter. Der Knopf, den man am häufigsten drückt, nämlich der zum Schalten, ist viel zu klein, scharfkantig und „blind“ schlecht zu finden.

Quelle: www.kurbelix.de

--- März 2010: Die Flyer dieses Jahrgangs sind mit einer verbesserten Bedieneinheit ausgestattet. Die Tasten zum Schalten sind nun groß und direkt daumennah unterhalb der Powertaste platziert. Der Schalter für die Schiebehilfe (siehe unten) ist jetzt kleiner. Mehr dazu siehe Testbericht Flyer T9 Premium!

Nach den 250 km tat mir jedenfalls der linke Daumen gehörig weh. Am größten ausgelegt, gut sichtbar und in Daumentfernung positioniert, ist die Power-Taste zum Ein-/Ausschalten. Das ist ziemlich praxisfremd, denn diese Taste braucht man im Prinzip nur am Start und Ende der Tour (und nach selbständigem Ausschalten des Gerätes). Die drei Schaltstufen ECO, STANDARD und HIGH dagegen wechselt ein schaltfreudiger Fahrer häufig. Um den E-Motor ganz abzuschalten, muss man immer alle Stufen durchschalten, was nur in eine Richtung geht. Wegen der geringfügigen Ansprechverzögerung von wenigen Sekunden reagiert dabei die Schaltelektronik sinnvollerweise nicht.

Auch nach dem Abschalten des Motors dreht er noch etwa fünf Sekunden weiter.

Die Beleuchtung wird ebenfalls über den Akku mit Strom versorgt. Die LED-Lampe erzeugte ein hervorragend helles, scharf gebündeltes Licht. Geschaltet wird das Licht über eine Taste an der Oberseite des Kontrollzentrums.

Der Lenker lässt sich mit einem Schnellspanner in der Höhe verstellen. Da er in einer Nut geführt wird, steht er immer richtig und kann auch nicht ohne weiteres heraus gezogen werden.

Für einen Flaschenhalter sind zwei Schrauben am Mittelholm vorgesehen. Allerdings ragte die Flasche so weit in den Einstieg, dass ich schon beim ersten Aufsteigen gegen die Flasche trat, worauf der Flaschenhalter zerbrach. Die beiden Bohrungen müssten weiter oben angebracht sein, dann würde dieses Missgeschick nicht so leicht passieren.  

Links: Der Elektromotor wirkt direkt am Tretlager, wodurch das Rad auch eine gute Gewichtsverteilung hat. Mitte: Mit der Shimano-Schaltung 
konnte ich mich nicht anfreunden, da dort das Raufdrehen ein Herunterschalten bewirkt. Unter der Klingel der Hebel für die Schiebehilfe, die 
logischerweise nur bei eingeschalteter Elektronik anspricht. Rechts: eines der vielen verfügbaren Lenkermodelle. 

Fazit: Probefahren wichtig

Ich würde bei einem Kauf als Fazit meiner Erfahrungen eher zu einem ganz normalen separaten Tacho und das normale Steuerinstrument zurückgreifen, das einfacher zu bedienen ist. Dann ist man in Sachen Reisestrecke immer auf dem aktuellen Stand, und die großen Tasten zum Ein- und Ausschaltern des E-Motors sind auch viel leichter zu bedienen. Zudem senkt man dadurch den Kaufpreis.

Da der Akku rund 600 Euro kostet, ist er durch ein Schloss gesichert. Mit dem gleichen Schlüssel wird auch das Fahrradschloss bedient. Leider ragt der Schlüssel nach hinten heraus, so dass meine Packtasche genau auf ihm zu liegen kam und bei schlechten Wegstrecken ständig gegen den Schlüssel schlug, was bereits nach dieser einen Tour zu einer Beschädigung am Stoff führte . Zum einen ist der Schlüssel durch die ungünstige Platzierung schlecht zu erreichen, zum anderen ist langfristig ein Abbrechen zu befürchten. Der Schlüssel verbleibt nach dem Aufschließen im Schloss, was ich als negativ beurteile, da man ihn deshalb nicht am Schlüsselbund tragen kann, sondern zusätzlich immer auf den „Einzelgänger“ aufpassen muss. Von Menschen, die andere ärgern, indem sie deren Räder abschließen und den Schlüssel dann in die Büsche werfen, ganz zu schweigen… Einziger Vorteil: Man kann den Schlüssel beim Losfahren nicht vergessen.

Neidische Blicke

Noch sind E-Bikes auf den Fernradwegen und regionalen Radwanderrouten selten anzutreffen. Aber unterwegs hörte ich doch den einen oder anderen Kommentar von anderen Radlern. Vor allem die entgegen kommenden erschöpften Ehefrauen, die ihrem Gatten hinterherhechelten, schauten oft neidisch drein, wenn sie durch das Surren des Motors darauf aufmerksam wurden, welch ein Gefährt ihnen da gerade begegnete. Man kann davon ausgehen, dass der Siegeszug der E-Bikes eben erst begonnen hat.

Copyright (Fotos und Text): Dieter Hurcks, 14. April 2009

Links/Mitte: Der mit einem Schnellspanner gesicherte Lenker zeigt immer in die richtige Richtung und kann, um es Dieben schwer zu machen,
nicht ohne weiteres entfernt werden. Rechts: Die Trommelbremse des Premium-Modells packte gut zu.

Flyer auf einen Blick

Getestet: Flyer T8 Premium
Ausstattung: Nabenschaltung 8-Gang Shimano Nexus; Trommelbremsen vorne und hinten
Radgröße/Reifen: 28 Zoll; Pannenschutzreifen Marathon von Schwalbe
Elektromotor: drei Unterstützungsmodi (50%, 100 %, 150%); ein Sensor misst die eingesetzte Kraft und steuert die Unterstützung durch den nahezu geräuschlos arbeitenden Elektromotor. Der Premium-Antrieb registriert dort sogar, ob man am Berg ist. Dort gibt er bei Bedarf einen Zusatzschub. Der nahezu geräuschlos arbeitende Antrieb ist zentral montiert und dezent hinter dem Kettenschutz versteckt.
Akku: 10 Ah/26 V Lithium-Ionen-Mangan-Akku (Li-Ion), von Biketec als erstem Elektroradhersteller Europas serienmässig eingesetzt; geringes Gewicht (2,4 kg), große Reichweite, kein Memoryeffekt wie bei Nickelcadmium-Akkus; angegebene Ladezeit 3 bis 6 Stunden; gemessenes Gewicht 2,4 kg; integrierte Ladeüberwachung.
Angegebene Lebenserwartung des Akkus: etwa 500 Ladezyklen, drei bis vier Jahre
Ladegerät: 230 V Docking-Station (im Lieferumfang enthalten) mit 62 Watt Leistungsaufnahme 62
Display: beleuchtbares LED, Akkuzustandsanzeige in fünf Stufen (Balkensegmente)
Lichtanlage: weit und sehr hell leuchtender LED-Scheinwerfer; Stromversorgung über den Akku, Licht auch im Stand
Sattel: Selle Royal mit Gel-Einlage und strapazierfähigem Überzug; von mir nicht getestet, da ich schon nach wenigen Kilometern Sitzprobleme bekam und daher umgehend meinen eingesessenen Brooks-Ledersattel montiert habe
Gepäckträger: Pletscherträger mit 3-Punkt Adapter zum Fixieren von Einkaufskorb, Kindersitz, Transportbox u.ä. mit einem Klick
Federung: Sattelstützenfederung und Federgabel sorgen für hinreichenden Fahrkomfort
Schliessanlage: ein gemeinsamer Schlüssel für Fahrradschloss und Akku-Sicherung; für mich ein Nachteil: bei geöffnetem Schloss ist der Schlüssel nicht abnehmbar; allerdings kann man ihn dann auch nicht vergessen - also Ansichtssache
Rahmen: Aluminium, gebürstet, transparent lackiert (auch in RAL-Farben erhältlich)
Gewicht: ca. 24 kg (kann durch unterschiedliche Ausstattung variieren)
Hersteller: Biketec AG, Schweiz, gegründet am 3. Dezember 2001
Preis:  2590 Euro (Stand: April 2009)
Infos: www.biketec.ch 

Tourenverlauf der Testfahrt: Springe, Hameln, Emmerthal, Bad Pyrmont, Lügde, Schieder, Horn, Schlangen, Bad Lippspringe, Marienloh, Schloss Neuhaus, Delbrück
Rückfahrt: Delbrück, Hövelhof, Augustdorf, Pivitsheide, Lage, Bad Salzuflen, Vlotho, Porta Westfalica Hausberge, Minden-Dankersen, Haste (Mittellandkanal)
jeweils 125 km

Links: Hier wird der abschließbare Akku angeflanscht; allerdings schlägt die 
Halterung bald aus, besonders, wenn man einen größeren Akku benutzt. mehr 
Rechts: Die helle LED-Leuchte wird ebenfalls über den Akku betrieben.

 

Werbetext des Flyer-Herstellers, der schweizerischen Firma Biketec

"Uneingeschränkt mobil sein. Lustvoll jeden Berg erklimmen. Mit einem Lächeln auf den Lippen gegen den Wind fahren.
Die morgendliche Frische auf dem Arbeitsweg geniessen und riechen, wie der Flieder blüht."
Und zur Technik:

"Alle FLYER-Modelle sind mit dieser berührungslosen Drehmomentsensorik ausgestattet, welche jederzeit (realtime) 
die Kraft auf den Pedalen misst und entsprechend auf den Fahrer reagiert. Sie steuern das System sozusagen 
nicht mit dem Kopf, sondern mit den Füssen."

Was Sie über E-Bikes wissen sollten - Das E-Bike-Buch

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